Werbung mit Teddybären von Lawson Wood


Werbung kam nicht nur in Form von Postkartenserien daher, die einzeln an die Kunden verschenkt wurden und sie zum Sammeln der ganzen Serie und damit zum Kauf der Produkte anregen sollten. Auch die etwas kleineren Sammelbilder gehören in diese Rubrik, die später natürlich das zugehörige Sammelalbum der jeweiligen Firma erforderte. Zur gedruckten Werbung gehört neben Zeitungsanzeigen auch das viel größere Plakat, das zum Teil auch auf Blechschildern dauerhaft gemacht wurde. Wegen ihrer Attraktivität werden diese heute teilweise wieder neu aufgelegt. Im weiteren Sinn gehören auch Verpackung und Etiketten von Waren zu diesem Gebiet. Wenig ist davon erhalten geblieben, denn man hatte diese Dinge nicht für wert empfunden aufbewahrt zu werden. Besonders zu beachten ist die Mode, preiswerte kleine Werbeheftchen mit Geschichten als Give-away zu verschenken, deren Inhalt gar nichts mit der Firma des Werbenden zu tun haben muss. Bedeutende Künstler waren mit solchen Kreationen beauftragt, wie oben bereits mehrfach erwähnt. Als besonders dem Teddybär zugewandt erwiesen sich neben Seymour Eaton auch der berühmte britische Maler, Illustrator und Karikaturist Lawson Wood (1878-1957) sowie der sehr produktive William Wallace Denslow.

Indem die Werbung sich so auf die Figur des Bären und Teddybären stürzt, nutzt sie nicht nur die herrschende Affinität zum Teddybären aus, sondern sie macht unfreiwillig gleichermaßen eine massive Werbung für das Produkt Teddybär aus Plüsch, egal welche Firma es hergestellt hat. Die Flut von Postkarten sowie die zahlreichen Kinderbücher mit und über Teddybären haben den gleichen Nebeneffekt.

Das Bild des Teddybären ist wie ein Signal ohne Worte, wie eine Melodie, die zum Ohrwurm wird. Wir sind konditioniert, wie es in der Verhaltensbiologie heißt, bei seinem Anblick ein wohliges Gefühl zu haben, das sich im selben Augenblick unbewusst auf das beworbene Produkt überträgt. Es funktioniert wie beim sprichwörtlich gewordenen Pawlowsche Hund, der lernte, dass das Klingelgeräusch Futter bedeutet und dem schließlich schon beim Klingeln das Wasser im Maul zusammenlief, auch wenn gar kein Leckerli auftauchte. Fakten über das beworbene Produkt erklärt zu bekommen, ist nicht nur langweilig, sondern auch lang – zu lang. Teddy löst wortlos binnen Bruchteilen von Sekunden das gewünschte Wohlgefühl aus, das sonst erst mühsam erzeugt werden müsste. Das ist nicht erst durch den Teddybären entstanden. Wir sind durch die in unserem Erbgut angelegte Wirkung des Kindchenschemas konditioniert, und Teddy erfüllt alle dazu nötigen Kriterien: weich, warm, rund, zufrieden. Wir sind also vorprogrammiert, wir funktionieren ohne einen Gedanken aufwenden zu müssen, ohne Gebrauchsanweisung.

Werbepostkarten von Lawson Wood für das belgische Kaufhaus „Remy“.

Nicht nur als Figur für die Produktwerbung musste der Teddybär herhalten, auch die Städtewerbung benutzte ihn. Hier werben die Zeichnungen von Lawson Wood für englische Ferienorte. Diese Souvenirkarten sind rückseitig als „Valentine’s Series“ deklariert, was sich nur auf das Prinzip der Liebeserklärung des Hauptmotivs bezieht und nicht auf die Modifizierung als Andenkenkarte mit fotografischen Ansichten. Gleiche Motive gibt es mit ganz unterschiedlichen Sprachaufdrucken oder Ortsnamen, auch mit deutscher Beschriftung. Die sogenannten Pull-out-cards, bei denen ein kleines Lepporello mit zwölf kleinen Fotos des Erholungsortes aus einem verschließbaren Türchen herausgezogen werden kann, waren nach dem Ersten Weltkrieg ganz besonders beliebt. Die rechte Karte ist 1928 abgestempelt, die Motive sind aber deutlich älter und auch ohne Lepporellos verbreitet. Sie wurden bis weit in die Dreißiger Jahre verwendet.